8. Oktober 2015

Der Vor- Garten

Der vergangene Sommer ist für mich garten- und auch blogtechnisch "voll ins Wasser gefallen". Und das, obwohl er viel zu trocken war. Jetzt aber sind die gesundheitlichen Hindernisse in der Familie erfolgreich aus dem Weg geräumt und ich kann mich endlich den herbstlichen Gartenarbeiten und -betrachtungen widmen.

Meine alte Arbeitsstätte habe ich verlassen und an der neuen ist der Umfang meiner gestalterischen Freiheit noch zu klären, also beschränken sich meine Aktivitäten zur Zeit auf das eigene Grundstück und auf ausgesuchte Flächen in der freien Landschaft.

Den eigenen Garten besitzen meine Frau und ich seit viereinhalb Jahren. Damals war er verwildert und das ist er auch heute noch. Pflegemaßnahmen erfolgten nur sporadisch, weil bis heute noch viel in Eigenleistung am Haus gewerkelt wird. Aber ich bin sicher, dass ich auch hier aus der Wildnis etwas wie einen Garten herausarbeiten kann.

Das Grundstück liegt in einem Schwarzwaldtal am steilen Nordhang und wird dominiert durch eine gewaltige Eiche.

Das Bild zeigt den Hausbaum und einen Teil des Vor- Gartens. Das „Vor-“ ist in diesem Fall sowohl räumlich (zwischen Straße und Haus gelegen) als auch zeitlich (im Zustand, bevor ein Garten daraus gemacht wird) zu verstehen. In diesem Teil des Grundstücks wurden bisher nur wenige Eingriffe vorgenommen. Die allgegenwärtigen Brombeeren sowie die Zaunwicken werden sporadisch gejätet. In den ersten zwei Jahren wurde die Fläche je zwei mal gemäht und einige Sträucher und Baumsämlinge wurden entfernt. Testweise wurden ein paar Stauden in die vorhandene Vegetation gepflanzt. Nicht viel Aktivität also für mehr als vier Jahre.


Der Vor- Garten ist im Zustand vor der Entwicklung zum Garten. Viel Wildes kann übernommen werden.

Je länger ich mich mit dem vorläufigen Ergebnis auseinandersetze, desto mehr lerne ich den jetzigen wild anmutenden Zustand zu schätzen und desto weniger Bedarf sehe ich für eine komplette Neugestaltung. Die vorhandene Matrix aus der Simse Luzula sylvatica soll trotz ihrer Frühlings-Hässlichkeit und ihrem recht unverträglichen Konkurrenzverhalten als immergrüner Bodendecker erhalten bleiben. Starke Stauden wie Epimedium, Aruncus und der Wurmfarn konnten sich dennoch langfristig halten. Auch Neuansiedlungen sind im trockenen Wurzelfilz der Gräser möglich, wie dieser Aruncus 'Horatio' beweist.

Aruncus aethusifolius 'Horatio' hat nach diesem trockenen Sommer eine besonders prächtige Herbstfärbung.

 Hier im Vorgarten gehe ich also nicht ausschließlich subtraktiv vor, sondern möchte auch Pflanzen hinzufügen. Die Nordhanglage, der Regenschatten der Eiche und die starke Konkurrenz der Wald-Hainsimse schränken die Auswahl an geeigneten Pflanzpartnern ein.

Unser Haus liegt direkt am Ortsrand an einem Wanderweg. Ziel der Gestaltung soll es sein, eine Verbindung zwischen landschaftstypischer Vegetation und einem Wohnhausgarten zu schaffen.

Ein weiterer Kandidat, der sich unter diesen harten Bedingungen als Ergänzung bewährt hat, ist
Digitalis ferruginea. Das lang blühende Senecio jacobea kam von allein. (Bild vom Juli)


Hinterm Haus dominiert zur Zeit noch die Brombeere, doch darunter versteckt leben schon manche der herrlichen Waldbodenbewohner, mit denen ich auch auf der Bühlerhöhe zusammengearbeitet habe. Das Brombeerdickicht erscheint hier aber deutlich vitaler. Mal sehen, ob es sich auf Dauer auch so leicht durch hohes Mähen zurückdrängen lässt...

Zweimal der selbe Gartenteil: Im Frühsommer blühen hier Stellaria nemorum, Geranium robertianum
und andere. Für eine dauerhaft attraktive Bodendeckerfläche muss ich hier häufiger mähen
oder zu anderen Maßnahmen greifen.


Den Rest des „entwilderten“ Gartens mit schon dagewesenen und hinzugefügten Pflanzen
zeige ich ein anderes Mal. 






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