Manche Menschen stehen "auf der
Sonnenseite des Lebens", so sagt eine Redensart. Muss ich darum
traurig sein, dass ich am Nordhang wohne?
Reif auf den Wiesen bei meinem Garten. Der Südhang gegenüber ist schon abgetaut. |
Die Nachteile des Gärtnerns auf der
schattigen Talseite sind um diese Jahreszeit offensichtlich. Die
flach strahlende Wintersonne erreicht den nach Norden geneigten
Garten nicht, obwohl der Himmel zum Jahresende hier über dem Nebel
viele Tage klar und blau war. Während gegenüber am Südhang alles
grün war, wurde hier im Dauerschatten die Schicht Rauhreif mit jeder
Nacht dicker. Nun hat es am zweiten Januar geschneit, und ich weiß
schon, wo der Schnee zuletzt tauen wird...
Auch im Sommer gibt es Besonderheiten.
Bevor ich hierher zog, war ich es gewohnt, kleinere Unkräuter nach
dem Ausreißen einfach auf dem Boden liegen zu lassen. Wenn es nicht
gerade regnete, konnte ich mich darauf verlassen, dass sie am
nächsten Tag vertrocknet waren. Hier am Nordhang in dieser Höhe
kann ich mich im Gegenteil darauf verlassen, dass sie fast immer
wieder einwurzeln. Die höhere Luft- und Bodenfeuchtigkeit macht es
möglich. Es bildet sich oft Tau, der nur langsam abtrocknet. Ab
Mitte August oft auch gar nicht mehr. Demzufolge haben pilzliche
Blattkrankheiten relativ leichtes Spiel. Die Vegetationszeit ist
kurz. Tomaten z.B. können nur an der Südwand des Hauses in Kübeln
angebaut werden. Obst- oder Gemüsebauern würden bei meinem Garten
von einer "Ungunstlage" sprechen.
Höchster Sonnenstand des Tages. Der Boden des Gemüsegartens liegt komplett im Schatten. |
Aber ich wäre kein Schwarzwaldgärtner,
wenn ich nicht versuchen würde, jeden vermeintlichen Nachteil in
einen Vorteil zu verwandeln – oder zumindest die Sichtweise
anzupassen. Wenn man sieht, dass hier in der dünnen Moosschicht auf
einem Stein Rhododendrenableger wurzeln und dauerhaft überleben
können, kann man nicht mehr von "Ungunstlage" sprechen.
Kein Mensch will hier Wein anbauen oder einen mediterranen Garten
anlegen! Ich konzentriere mich auf das, was geht. Dann sehe ich nur
noch Möglichkeiten.
Üppigkeit am Steilhang. Trockenheit? Kein Problem! |
Feuchte liebende Stauden wie
Cimicifugen, Etagenprimeln und Götterblumen haben sich in den
letzten Jahren trotz des besonders geringen Sommerregens gut bewährt.
In Zukunft werde ich also beim Ausprobieren feuchtigkeitsliebender
Pflanzen mutiger sein.
Die Standortverhältnisse und ein paar kleine Eingriffe gestalteten diesen Gartenteil. |
Außerdem lasse ich mich wie immer von
der Spontanvegetation leiten. Über die Farne habe ich im letzten Jahr
schon geschrieben. Fasziniert bin ich immer wieder von der
Entwicklung in den waldartigen Bereichen, wenn ich dort die
Brombeeren unterdrücke. Der Teppich aus Waldbodenpflanzen weist den
Weg für neue Pflanzungen – vielleicht mit Phaenosperma und
Rodgersien in einer größeren Fläche aus kriechender Tiarella...
Stellaria media kam, nachdem die Brombeere weichen musste. Vorbild für Schattenpflanzungen. |
Ich wünsche Euch allen ein ideenreiches Gartenjahr 2017!