3. Januar 2017

Die dunkle Seite des Tals

Manche Menschen stehen "auf der Sonnenseite des Lebens", so sagt eine Redensart. Muss ich darum traurig sein, dass ich am Nordhang wohne?

Reif auf den Wiesen bei meinem Garten. Der Südhang gegenüber ist schon abgetaut.

Die Nachteile des Gärtnerns auf der schattigen Talseite sind um diese Jahreszeit offensichtlich. Die flach strahlende Wintersonne erreicht den nach Norden geneigten Garten nicht, obwohl der Himmel zum Jahresende hier über dem Nebel viele Tage klar und blau war. Während gegenüber am Südhang alles grün war, wurde hier im Dauerschatten die Schicht Rauhreif mit jeder Nacht dicker. Nun hat es am zweiten Januar geschneit, und ich weiß schon, wo der Schnee zuletzt tauen wird...

Auch im Sommer gibt es Besonderheiten. Bevor ich hierher zog, war ich es gewohnt, kleinere Unkräuter nach dem Ausreißen einfach auf dem Boden liegen zu lassen. Wenn es nicht gerade regnete, konnte ich mich darauf verlassen, dass sie am nächsten Tag vertrocknet waren. Hier am Nordhang in dieser Höhe kann ich mich im Gegenteil darauf verlassen, dass sie fast immer wieder einwurzeln. Die höhere Luft- und Bodenfeuchtigkeit macht es möglich. Es bildet sich oft Tau, der nur langsam abtrocknet. Ab Mitte August oft auch gar nicht mehr. Demzufolge haben pilzliche Blattkrankheiten relativ leichtes Spiel. Die Vegetationszeit ist kurz. Tomaten z.B. können nur an der Südwand des Hauses in Kübeln angebaut werden. Obst- oder Gemüsebauern würden bei meinem Garten von einer "Ungunstlage" sprechen.

Höchster Sonnenstand des Tages. Der Boden des Gemüsegartens liegt komplett im Schatten.

Aber ich wäre kein Schwarzwaldgärtner, wenn ich nicht versuchen würde, jeden vermeintlichen Nachteil in einen Vorteil zu verwandeln – oder zumindest die Sichtweise anzupassen. Wenn man sieht, dass hier in der dünnen Moosschicht auf einem Stein Rhododendrenableger wurzeln und dauerhaft überleben können, kann man nicht mehr von "Ungunstlage" sprechen. Kein Mensch will hier Wein anbauen oder einen mediterranen Garten anlegen! Ich konzentriere mich auf das, was geht. Dann sehe ich nur noch Möglichkeiten.

Üppigkeit am Steilhang. Trockenheit? Kein Problem!

Feuchte liebende Stauden wie Cimicifugen, Etagenprimeln und Götterblumen haben sich in den letzten Jahren trotz des besonders geringen Sommerregens gut bewährt. In Zukunft werde ich also beim Ausprobieren feuchtigkeitsliebender Pflanzen mutiger sein.

Die Standortverhältnisse und ein paar kleine Eingriffe gestalteten diesen Gartenteil.

Außerdem lasse ich mich wie immer von der Spontanvegetation leiten. Über die Farne habe ich im letzten Jahr schon geschrieben. Fasziniert bin ich immer wieder von der Entwicklung in den waldartigen Bereichen, wenn ich dort die Brombeeren unterdrücke. Der Teppich aus Waldbodenpflanzen weist den Weg für neue Pflanzungen – vielleicht mit Phaenosperma und Rodgersien in einer größeren Fläche aus kriechender Tiarella...

Stellaria media kam, nachdem die Brombeere weichen musste. Vorbild für Schattenpflanzungen.

Ich wünsche Euch allen ein ideenreiches Gartenjahr 2017!

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