31. Januar 2015

Staudenpflanzungen im Landschaftspark

Abseits der bereits vorgestellten naturnahen Bereiche gibt es im Schlosspark Bühlerhöhe auch Staudenpflanzungen, von denen ich einige hier vorstellen möchte.

Entscheidend ist natürlich das jahreszeitlich wechselnde Erscheinungsbild. Ein weiteres wichtiges Argument für die Verwendung von Stauden ist der arbeitsökonomische Vorteil: Einmal unkrautfrei und eingewachsen, benötigen gut komponierte Staudenpflanzungen kaum noch Pflegezeit. Aufwändig zu pflegende Rasenböschungen und ein Beet mit Wechselflor wurden durch Staudenpflanzungen ersetzt. Die in der Folge frei werdenden zeitlichen Kapazitäten konnten in die Weiterentwicklung der naturnahen Bereiche investiert werden.

schmaler Pflanzstreifen, schmales Beet
Der weniger als einen Meter schmale und schattige Pflanzstereifen im Innenhof wurde mit Aruncus 'Horatio', Cimicifuga ramosa 'Brunette', Hakonechloa macra, Heuchera 'Palace Purple' und anderen bepflanzt. Die genannten Waldstauden kommen mit etwas Morgen- und Abendsonne aus und bleiben im Winter noch attraktiv - oft sogar nach dem Abtauen des auf die Fläche geschobenen Schnees. Besonders Hakonechloa ist ein wahres Wunder an winterlicher Elastizität: Plattgedrückte Horste richten sich nach dem Abtauen zuverlässig wieder auf.
 

Waldbeet
Diese Rabatte am Waldrand bildet einen Übergang zum naturnahen Berich des Parks. Aruncus 'Horatio' blüht hier zeitgleich mit Cimicifuga racemosa. Später übernimmt Astrantia major mit Campanula latifolia var. macrantha. Parallele Wege und Buxformschnitte sorgen für den formalen Rahmen.
 






































































































Waldbeet
Die selbe Rabatte im Spätsommer. Ein wild gekeimter Sämling des heimischen Wasserdosts (Eupatorium cannabinum) wurde stehen gelassen und dominiert das ganze Beet. Das im vorangegangenen Artikel vorgestellte Prinzip, Spontanvegetation in landschaftlichen Bereichen zu nutzen, wird auch gelegentlich in den Staudenbeeten angewendet. Im Hintergrund stehen die Samenstände der ganzjährig sehr attraktiven Cimicifuga racemosa, dahinter ist das Rot von Bistorta amplexicaulis zu  erahnen.

Ausschnitt aus der Zwillingsrabatte zwischen Park und Innenhof mit Delphinium elatum 'Elmfreude', Campanula lactiflora 'Loddon Anne', Valeriana officinalis, Cimicifuga ramosa 'Atropurpurea' und anderen.


Wiesenartige Pflanzung auf trockenem Boden in Südwestlage. Es blühen Coreopsis verticillata 'Grandiflora', Nepeta grandiflora 'Dawn to Dusk', Stipa calamagrostis 'Algäu', Verbascum nigrum. Letztere kommen auch wild in unmittelbarer Umgebung vor.


Später im Jahr dominieren hier Rudbeckia fulgida var. deamii. Wegen der hier herrschenden Trockenheit ist die Pflanzendecke hier nicht dauerhaft geschlossen. Daher wandern Arten von den benachbarten Wiesen ein. Diese werden zum Teil integriert, z.B. Centaurea nigra, Hieracium maculatum und Achillea millefolium. Invasive Wucherer wie Rumex acetosella und Prunella vulgaris sind zwar nicht willkommen, werden aber kaum bekämpft und machen trotzdem keine Anstalten, die stärkeren Stauden zu verdrängen.

25. Januar 2015

Wildstauden für den Waldrand

Natürliche Prozesse können dem Gärtner viel Pflegearbeit verursachen. Oder sie können ihm die Pflege erheblich erleichtern – je nach persönlichem Geschmack.
Wäre es darüber hinaus möglich, die Planung eines ganzen Gartenbereichs weitgehend der Natur zu überlassen? Ein Ansatz hierzu ist das Blackbox-Gardening. Nach dem Pflanzen oder Aussäen entscheidet auf lange Sicht der Zufall, wo neue Pflanzen keimen. Der Gärtner greift durch Auswahl dieses natürlichen Angebotes in die Entwicklung ein und versucht sie so zu einem schönen Ergebnis zu lenken.
Noch einen Schritt weiter geht der Ansatz, den ich auf manchen Flächen im Landschaftspark des Schlosshotels Bühlerhöhe gewählt habe. Hier wurde sogar auf die anfängliche Ansaat oder Pflanzung verzichtet. Sonst ist die Vorgehensweise die gleiche. Der Gärtner versucht, die natürliche Ausbreitung der vorhandenen Waldbodenflora zu nutzen und zu einem ästhetisch befriedigenden Ergebnis zu lenken. Weil nichts hinzugefügt wird und alle Pflege- und Gestaltungsarbeiten (Jäten, Schneiden, Fällen...) ein Entfernen von Pflanzenmaterial bedeuten, nenne ich diesen Ansatz "Subtraktive Gartengestaltung".

Waldbodenpflanzen
Diese Pflanzengesellschaft hat sich mit wenig Pflegearbeit im lichten Schatten eingestellt: Weiße Pestwurz (Petasites albus - große Blätter) mit Wurmfarn, Hain-Sternmiere (Stellaria nemorum - weiße Blüten), verwilderter Pyrenäen-Storchschnabel (Geranium endressii - rosa Blüten) und andere Arten

In dichten Wäldern, in denen kaum ein Lichtstrahl den Boden erreicht, kann außer Bäumen nichts wachsen. Entsprechend kahl und eintönig wirkt der Waldboden. In aufgelockerten Wäldern dagegen kann es dazu kommen, dass eine konkurrenzstarke Pflanzenart die Oberhand erringt und eine eintönige Fläche dieser Art im lichten Baumschatten entsteht. Auf der Bühlerhöhe hatte eine Brombeer- Art diese Rolle des ungeliebten Platzhirsches eingenommen.

Seitdem die Brombeeren durch schonende Mahd und gezieltes Jäten zurückgedrängt werden, kommen die bis dahin unterdrückten Arten immer mehr zum Vorschein und das gärtnerische Potenzial der Waldflächen wird offensichtlich.


Kriechender Günsel (Ajuga reptans - blau im Vordergrund), Fingerhut (Digitalis purpurea - noch nicht blühend im Hintergrund) und Wurmfarn in einer Fläche aus Hain- Sternmiere und Waldmeister.

Inzwischen sehe ich den Waldboden als ein großes Schattenbeet an. Wie in geplant bepflanzten Rabatten kann man Leitstauden, Füllpflanzen und Flächendecker benennen. Man kann die Entwicklung einer Pflanzengesellschaft positiv beeinflussen, indem man bei der Pflege darauf achtet, Arten aus den unterschiedlichen Gruppen beieinander zu behalten ohne dass eine Gruppe die Überhand gewinnt. In der Praxis behindere ich zum Beispiel die Ausbreitung der Leitstaude Pestwurz durch jährliches Abstechen und Ausgraben der äußeren Rhizome. In der gestörte Erde kann sich der zweijährige Storchschnabel Geranium robertianum als Begleiter dauerhaft erhalten. Von Zeit zu Zeit werden einzelne Wurmfarne entfernt. So entstehen harmonische Ansichten wie in den beiden oberen Bildern.

Die Leitstauden brauchen keine ausgeprägte Blüte, um ihre Funktion auszufüllen, sondern müssen sich vor allem durch ihre prägnante Struktur von den Flächendeckern abheben. Hier einige Beispiele aus dem Schlosspark Bühlerhöhe:



Beispiele für Leitstauden:
  1. Roter Fingerhut - Digitalis purpurea
  2. Fuchs' Greiskraut - Senecio ovatus
  3. Gewöhnlicher Wasserdost - Eupatorium cannabinum
  4. Schuppiger Wurmfarn - Dryopteris affinis 
  5. Wald- Trespe - Bromus ramosus
  6. Ährige Teufelskralle - Phyteuma spicatum
  7. Weiße Pestwurz - Petasites albus


 Beispiele für Füllpflanzen:

  1. Stinkender Storchschnabel - Geranium robertianum
  2. Wurmfarn - Dryopteris filix-mas
  3. Kriechender Günsel - Ajuga reptans
  4. Goldnessel - Lamium galeobdolon
  5. Weicher Frauenmantel - Alchemilla mollis
  6. Rote Lichtnelke - Silene dioica
  7. Große Sternmiere - Stellaria holostea
  8. Wald- Ziest - Stachys sylvatica
Waldbodenpflanzen
Gleichstarke Flächendecker können über Jahre miteinander konkurrieren ohne sich gegenseitig zu verdrängen. Dieser dichte Waldbodenteppich besteht aus Waldmeister, Wald- Sauerklee, Kleinem Immergrün und der Erdbeer- Waldsteinie.
 
 Beispiele für Flächendecker:
  1. Wald- Sauerklee - Oxalis acetosella
  2. Waldmeister - Galium odoratum
  3. Harzer Labkraut - Galium saxatile
  4. Hain- Sternmiere - Stellaria nemorum
  5. Erdbeer- Waldsteinie - Waldsteinia fragarioides
  6. Kleines Immergrün - Vinca minor
  7. Hain- Gilbweiderich - Lysimachia nemorum


Wie gesagt will ich diese Liste nicht als Pflanzvorschlag verstanden wissen, sondern sie soll die möglichen Funktionen bereits vorhandener Wildstauden verdeutlichen.


Ein "bayrischer" Waldboden in weißblau mit Kleinem Immergrün (Vinca minor) und Wald- Sauerklee (Oxalis acetosella) im April.

Im Park des Schlosshotels Bühlerhöhe stehen neben den typischen und untypischen Waldbodenstauden auch andere prägende Landschaftsbestandteile zur Verfügung. Wald, Felsen, Wiesen und die Aussicht auf die Rheinebene sorgen gemeisam mit der subtraktiv gestalteten Vegetation für ein verdichtetes Abbild der umgebenden Landschaft.


Moossteine
Fuchs' Greiskraut (Senecio ovatus) ist willkommen als einer der wenigen heimischen Spätsommerblüher.


18. Januar 2015

Geschichte und Gegenwart des Schlossparks Bühlerhöhe

Hertha Isenbarth hat anno 1912 den Bauplatz für ihr Projekt Bühlerhöhe nicht nur wegen der wunderschönen Aussicht ausgewählt. Das Umfeld mit einer vielfältigen Natur, Möglichkeiten zum Spazierengehen in bester Höhenluft und die Gestaltungsmöglichkeiten für einen einmaligen Landschaftspark hatten für sie ebenfalls sehr große Bedeutung. Persönlich überwachte sie während der Bauzeit die Entwicklung des von ihr angelegten Versuchsgartens, der zeigen sollte, welche Pflanzenarten in dieser Höhenlage gedeihen würden. 
Ihr Verhältnis zur Natur zeigt sich am besten durch ihren Umgang mit einer markanten Tanne, die in der Nähe des geplanten Eingangsbereiches stand. Nur um diesen Baum zu erhalten, entschied sie sich für eine Erhöhung des Bauniveaus des gesamten Gebäudes um 50cm mit erheblichen Mehrkosten.

Schlosshotel Bühlerhöhe - Hauptportal

Viele Ihrer Gestaltungsansätze waren für die damalige Zeit sehr fortschrittlich. Die Kombination von ursprünglich hier vorkommenden Farnen mit üppig- exotischen Fuchsien stand symbolhaft für die Verbindung von Natürlichkeit und Künstlichkeit. Phantasievoll bezog sie auch die vorhandenen Felsen in die Planung des Schlossparks mit ein. Auf dem sonnenwarmen „Eidechsenstein“ sollte sich der Kurgast flach auf den Bauch legen und sich wärmen lassen wie eine Eidechse. In andere Felsen wurden steinerne Sitzbänke geschlagen. Beim heutigen Waldbeet unterbricht ein natürlicher Felsbrocken die Symmetrie eines achteckigen Platzes. Heute sind viele der Felsen mit Moos und Farnen bewachsen.

Der Farnstein an der Zufahtsstraße

Diese Tradition der Einbeziehung der natürlichen Vorgaben in die Parkgestaltung wird bis heute fortgesetzt und weiterentwickelt. Der Schlosspark ist als eine Art „Schwarzwälder Landschaftspark“ zu betrachten, der prägende Elemente der umgebenden Landschaft aufgreift und weiterentwickelt.
So werden Teile der Rasenfläche gezielt seltener gemäht, um die Entwicklung einer Wiese zu ermöglichen. Wiesenblumen wie Ehrenpreis, Margerite, Flockenblume und Habichtskraut erobern die Fläche zurück und sorgen in Verbindung mit dem verbliebenen Rasen für ein harmonisches, abwechslungsreiches Bild.

Ausschnitt aus der großen Wiese

Auch im Waldbereich wird die Natur zur Gestaltung genutzt. Durch behutsames Auslichten des Blätterdachs und Entfernen unerwünschter Pflanzenarten entwickelt sich ein romantisches, zeitweise sehr blütenreiches Waldbild. In jüngster Zeit wurden hier erste schattenverträgliche Gartenpflanzen ergänzt, um auf lange Sicht die Blütensaison am Waldboden bis in den Hochsommer und Herbst hinein zu verlängern.

Stellaria nemorum am Waldrand
Wie zu Hertha Isenbarths Zeiten gibt es aber auch Bereiche, in denen Gartenpflanzen den Ton angeben. Vor allem in Gebäudenähe kann man Pflanzungen mit Phlox, Rittersporn, Sonnenhut und vielen anderen bewundern. Auch die Rododendren gedeihen hier in 800 Metern Höhe auf Granitboden besonders gut und haben zum Teil beachtliche Ausmaße erreicht.